Bilder und Bücher

Elf dicke Bücher im Format DIN A4 umfasst das selbst geschaffenes virtuelle Tigerreservat, von denen zehn in gebundener Form erhalten sind. Über dreitausend eng beschriebene, oft fantasievoll illustrierte Seiten sind es schließlich geworden, in die Willi Menschen, die sich für seine Kunst interessierten, auch gerne einmal begrenzten Einblick gewährte.

Die Dschungelbücher des Tiger Willi sind ein seine gesamte Persönlichkeit umfassendes und in der schonungslosen Selbsterkenntnis ihres Autors bisweilen auch schmerzhaft ehrliches Künstlertagebuch. Aber sie sind noch viel mehr. Sie sind ein spontan hingeschriebenes und -gezeichnetes, später nur teilweise geordnetes Sammelsurium von Produkten einer außergewöhnlichen Künstlerfantasie. In ihnen mischen sich Gedichte mit Zeichnungen, Liedtexte mit Bühnenanweisungen, philosophische Exkurse und urkomische Skizzen der Menschen in seinem geliebten Heimatort Steinebach.

Dieses ständigen Wiederbearbeiten früherer Einträge macht aus den Notizbüchern des Tiger Willi erst den oftmals kaum mehr durchdringbaren Urwald aus Worten, Zeichnungen und hineingeklebten Computerausdrucken fertiger Lied- und Gedichttexte, den er immer wieder im Nachhinein mit Kritzeleien, Wortgirlanden und Buntstiftzeichnungen weiter verdichtet hat. Pfade führen durch diesen Dschungel, die der Tiger immer wieder beschritten und im Lauf der Jahre mit Wegweisern in Form farbiger Pfeile, Kreise und Zahlen markiert hat. 

Bei weitem nicht alle Bilder des Tigers haben etwas mit seinen Liedern zu tun. Manche erzählen eigene Geschichten, andere dienten wohl rein dekorativen Zwecken – vielleicht waren sie die kreative Beschäftigung für rastlose Hände, während ein ebenso rastloser Geist nach neuen Inspirationen suchte – und in wieder anderen arbeitet der Tiger Traumata aus seinem Leben auf, indem er düstere, blutbespritzte Ecken in Schlachthäusern und bebrillte Nonnen mit Rohrstock in der Hand malt. Auch in seinen Bildern hat sich der Tiger Willi in seinem Dschungel nie selbst zensiert, weshalb einige von ihnen recht starker Tobak sind. Wer sich an erigierten Penissen, geschlachteten Tieren oder an Bäumen hängenden nackten Frauenleichen stört, der sollte sich besser nicht in die letzten Winkel von des Tigers Bilderwelt wagen.